Das Dorf
Holzhausen
Es gibt sehr viele Orte in Deutschland, die den wunderschönen Namen Holzhausen tragen. Sie sind weit über die Bundesrepublik verstreut.
Unser Holzhausen liegt im Süden und gehört zur Gemeinde Igling...
...in Bayern. Aber wo dort?
Wir müssen wohl noch etwas genauer werden.
Holzhausen liegt im Landkreis Landsberg, ungefähr 60 km westlich von München.
Dummerweise gibt es aber bei uns im Landkreis tatsächlich zwei Orte mit diesem Namen:
Holzhausen a. A. = am Ammersee
Holzhausen b. B. = bei Buchloe
Wir tendieren eher zum Schwäbischen und bevorzugen trockene Füße!
Die Gemeinde Holzhausen b. Buchloe
von Bernhard Müller-Hahl
Wer von Landsberg auf der Bundesstraße 12 nach Westen fährt, würde nicht vermuten, dass hinter der mächtigen Waldkulisse des Stoffersberges noch eine oberbayrische Gemeinde liegt. Ihre Grenzen reichen bis vor die Stadt Buchloe heran. Ein Stützpunkt bäuerlicher Schaffenskraft, verbunden mit der Heimat und dem Erbgut der Väter ist diese Dorfgemeinschaft an der fischreichen Singold geblieben. Mitten im Dorf ragt von der hohen Friedhofsterrasse die Kirche über die schmucken Häuser. Im Osten erhebt sich der Stoffersberg 85 m über den Talboden als auffallendste Bodenform am mittleren Lechrain. Er ragt inmitten alter Schotter der Eiszeit als einsam stehende Kuppe auf. Eine herrliche Rundsicht von seiner Erhebung belohnt den Aufstieg. Manche Sagen und geschichtliche Wahrheiten berichten über sine Vorzeit.
Der Ortsname weist eine Rodungssiedlung hin. Das heutige Dorf Holzhausen soll als frühe Ausbausiedlung de Urmark Erpfting bald nach der germanischen Landnahme im 7. Jh. entstanden sein. Schon in frühesten Zeiten ist von 5 ganzen und 12 halben Höfen die Rede, die zum Augstgau gehörten. Vom Ortsgeschlecht finden wir erstmals urkundlich 1130 einen Udalschalk und 1270 einen Konrad von Holzhausen. Die welfischen Dienstmannen von Mattsies schenkten 1241 dem Kloster Steingaden den ersten und 1262 den zweiten Hof.
Der Ort unterstand in der Zeit der ersten urkundlichen Nachweise dem Hochstift Augsburg, das auch die höhere Gerichtsbarkeit ausübte. 1248 galt dort das Getreidemaß von Kaufbeuren und nicht das von Landsberg. In einer Urkunde des Bischofs Anselm von 1414 wird Holzhausen als "in des Bischofs Herrlichkeit gelegen" bezeichnet. Als das Kloster Steingaden 1463 Ortsherr geworden war, änderte sich die Rechtslage. Die Flur rechts der Singold kam unter bayerische Landeshoheit, während die Flur "schwabseits" und das Dorf selbst strittig waren, bis 1669 durch Grenzvertrag die gesamte Holzhauser Flur samt Dorf zum bayerischen Landgericht Landsberg kam. Ein Grenzstein an der Flurgrenze gegen Buchloe mit dem bischöflichen und kurbairischen Wappen erinnert noch heue daran. Mit der Aufhebung der Prämonstratenserabtei Steingaden gingen auch deren Besitzungen und Rechte auf Bayern über.
Den größten Besitz (einschließlich des Patronatsrechts) hielten um 1200 die wittelsbachischen Dienstmannen der Edlen von Rohrbach. Daneben hatte das Kloster Steingaden seit 1241 Besitzungen in Holzhausen. Es erwarb 1295 von den Herren v. Rohrbach auch den Rotmairhof samt dem Patronatsrecht. 1322 hatte Kaiser Ludwig der Bayer sämtliche Beitzungen bestätigt. 1464 verkaufte Ernst von Freiberg alles was er im Dorf besaß, namentlich die Taferne, den Zoll an der Singoldbrücke, die Vogtei über die Kirche und das Gericht an das Kloster Steingaden, das einen Ortsvogt einsetzte. Der Oberrichter saß in Wiedergeltingen.
Das Gericht Holzhausen führte von 1562-1599 ein eigenes Siegel, was bei Dorfgerichten eine Seltenheit war. In einem Renaissanceschild zeigt es als redendes Wappen ein "Holzhaus" mit der Unterschrift * GRICHZ * Sigl * ZVO * HOLCZHAVSE.
In der Ortsmitte fesselt ein stattliches Gebäude mit geschweiftem Giebel und zwei zur Straßenseite vorspringenden Ecktürmen den Blick. Es ist der verwaiste Pfarrhof, das ehemalige Schloss Rudolfshausen. Von Augsburger Bürgern kam dieser Besitz 1579 an Ludwig Welser, Hauptmann und Pfleger der Herrschaft Hohenschwangau. Dieser schickte sich gleich 1580 an, daraus einen wirklichen Edelmannssitz als angenehmen Aufenthalt zu schaffen. Welser erreichte 1581 von Kaiser Rudolf II., dieses neue Schloss nach seinem Namen benennen zu dürfen. Nach seinem baldigen Tod ging es über die verschuldeten Erben mit ca. 120 Tagwerk Grund an Max Fugger, Freiherr von Kirchberg. 1624 erwarb es das Kloster hl. Kreuz in Augsburg und vergrößerte es durch weitere Waldungen und Fischwasser. Aber der Probst von Augsburg fand keine Freude an dem Besitz wegen des neidvollen Verhaltens des Abtes von Steingaden und verkaufte es 1641 an Landrichter Echinger von Landsberg; auch dieser hatte allerhand Prozesse auszustehen, bis er, davon mürbe, das Gebäude (1643) an Steingaden verkaufte. Das Kloster verlegte den bisher westlich des Schlosses gelegenen Pfarrhof dorthin. Das Pfarrhaus war mit nahezu allen Häusern 1643 von den Schweden abgebrannt worden. Das Schloss wurde 1658, nach 1803 und 1908 mehrmals umgestaltet und renoviert. Bischof Riegg stellte 1827 bei einer Visitation fest, dass Holzhausen den schönsten und großartigsten Pfarrhof seiner Diözese besitzt.
Über kriegerische und schlechte Zeiten gäbe es viel zu berichten, aber die Ereignisse gleichen denen in vielen Gemeinden und sollen deshalb nicht wiederholt werden. Die Lage an der großen Heer- und Kaufmannstraße und im Grenzbereich, umgeben von den den Bayern nicht immer gut gesinnten Schwaben, brachte es mit sich, dass Holzhausen selten verschont blieb. 1315 schlug Friedrich von Österreich nach der Einnahme von Landsberg hier sein Lager gegen Buchloe auf. Der Kaiser zog von Augsburg herauf und trieb ihn über die Wertach zurück. Dem Bauernaufstand und der bewaffneten Versammlung in Buchloe 1525 trat Herzog Ludwig von Holzhausen aus entgegen und da alle Warnungen nichts nützten, steckte er Buchloe und Wiedergeltingen in Brand. 1546 brandschatzte der Augsburger Stadthauptmann die geistlichen Herrn der Umgebung. 1632 bis 1650 wüteten die Schweden, die Franzosen, Pest und Hungersnot. 1704 zogen die Husaren plündernd durch das Dorf, 1796 die Franzosen. Von 1800 bis 1815 rissen die Truppendurchzüge nicht mehr ab. Am ersten Weltkrieg nahmen 43 Holzhauser teil, neun sind gefallen. Aus dem zweiten Weltkrieg sind 15 Vermisste und 15 Gefallene zu beklagen.
Das Tuffsteinfundament des Chores der Pfarrkirche lässt auf einen frühen Kirchenbau schließen. Die Weltgeistlichen wurden ab 1300 von Conventalen des Klosters Steingaden abgelöst. Der dreiseitig schließende Chor der Pfarrkirche St. Johannes Babt. und Johannes Ev. geht mit seinen Strebepfeilern auf spätgotische Zeit zurück; das Langhaus und die Ausstattung stammen im wesentlichen aus dem Jahr 1739. 1691 wurde der Turm auf der Südseite der Kirche von dem Mindelheimer Maurermeister Thomas Natter errichtet; die dreieckigen und segmentbogigen Bekrönungen über den Schallöffnungen sind typisch für den Meister und seine Zeit. Im Chor und Langhaus zierlicher Stuck und aus Bandel- und Gitterwerk sowie farblich gute Deckenbilder von dem Augsburger Joh. Georg Lederer (1739), darstellend im Schiff die Übergabe der Ordensregel durch den hl. Norbert, als Stifter der Prämonstratenser, im Hintergrund das Kloster Steingaden, im Chor den hl. Michael. Der bühnenartige Hochaltar ist ein ansprechendes Werk der Zeit um 1765, die Kanzel gleichzeitig. Die Seitenaltäre stammen aus der 2. Hälfte des 17. Jhs. und wurden 1858 mit neuen Gemälden versehen. Die älteste Holzfigur ist ein hl. Ulrich (um 1500); über dem Turmeingang ein früheres Altarbild aus dem 17 Jh. Eine Restaurierung der Kirche erfolgte 1930.
Vom Kriegerdenkmal mit St. Marin an der Schule vorbei, liegt am nördlichen Hang, wo noch bis 1800 die alte Salzstraße nach Lindau verlief, die "Rindenkapelle". Der volkstümliche Name der Kapelle Maria Heimsuchung kommt daher, dass das gesamte Innere mit weißer Birkenrinde ausgekleidet ist. Maria Fugger, Gräfin auf Schloss Rudolfshausen, ließ sie 1620 in Holz errichten. 1704 wurde sie umgebaut und 1856 mit einem gemauerten Altarraum versehen. Im zentralen Blickpunkt steht das Gnadenbild der sitzenden Muttergottes aus der 1. Hälfte des 17. Jhs., flankiert von den Silberstatuen der hl. Leonhard und Wendelin.
Volkskundlich bedeutsame Votivtafeln, die älteste von 1704 mit dem ersten Wunder im Husarenkrieg und 1796-1857 mit interessanten Ortsansichten schmücken die Wände. Im großen Dorfbrand 1857 fielen 14 Höfe den Flammen zum Opfer. Die kleine Gemeinde Hausen im Landkreis Kaufbeuren, deren Widdumshof 1303 vom Kloster Steingaden erworben wurde, war bis 1811 pfarrlich Holzhausen zugehörig. Die Abtrennung erfolgte, weil der Pfarrsprengel nicht mehr über die Landgerichtsgrenze hinausreichen durfte.
In den bischöflichen Pfarrvisitationsakten von 1864 wird der religiös-sittliche Zustand von Holzhausen besonders gerühmt. Es verdient festgehalten zu werden, dass die Pfarrmatrikel mit dem Jahr 1568 beginnen und damit zu den drei ältesten im Bistum Augsburg gehören.
In frühe Zeiten gehörte es zu den Aufgaben des Pfarrers und Mesners, die Kinder im Lesen, Schreiben und in der Christenlehre zu unterrichten. Der Abt von Steingaden als Pfarrherr legte darauf besonderen Wert. Der erste Ludimagister d.h. Schulmeister wird 1692 in Holzhausen genannt. Von 1745 liegt ein ausführlicher Bestallungsbrief auf, in dem alle Pflichten des Lehrers genau fixiert waren.
Bis 1825 unterrichteten der Lehrer in seinem Söldhäusel Nr. 11, das nur 2 Zimmer umfasste. Oft fiel der Unterricht aus, da die durchziehenden Soldaten das unmittelbar an der Straße gelegene Quartier bezogen. Unter Lehrer Huber baute die Gemeinde 1825 den ersten Schulsaal am Bach. Lehrer Huber und sein Nachfolger Hafner wirkten allein 100 Jahre im Ort. 1854 wurde die Schule endlich um eine Wohnung für den Lehrer erweitert. Aber auch dieses Provisorium reichte nicht lange aus. 1869 entstand der Schulbau im ehemaligen Pfarrgarten (heutiges Lehrerhaus). Außer Pfarrer Hutter wollte niemand in den sauren Apfel beißen und man versuchte, durch Prozesse um den Schulbau herumzukommen. Da sich die Bauern immer nur einen Schulgehilfen leisten wollten anstelle eines definitiven Lehrers, so blieb bei dem vielen Wechsel der Unterricht oft die Hälfte des Jahres aus. 1913 baute die Gemeinde einen neuen Schulsaal mit moderner Inneneinrichtung auf dem nördlichen Schulgrundstück. Aber schon 1918 war der Saal für die 75 Kinder wieder zu klein und Lehrer Ebner schreibt, dass die Vergrößerung nur noch eine Frage der Zeit sei. Doch erst 1954 packte Bürgermeister Heiß (gest. 1959) die harte Nuss der Schulerweiterung an, die auf 90 000 DM kam. Der alte Schulsaal wurde in die Modernisierung einbezogen. Harte Bürgerversammlungen gingen dieser Entscheidung voraus und der letzte Bericht schloss mit dem Zitat aus der alten Schulchronik: "Zu Gottes Ehr und unserer Freude, zu unserer Kinder Unterricht steht dieses bessere Schulgebäude. Uns reuen solche Kosten nicht."
Unter den 38 Wohngebäuden um die Wende des 19. Jhs. waren - wie in allen Dörfern der Umgebung - die Sölden mit 28 in der Überzahl. Demgegenüber verzeichnet der älteste Kataster einen 3/4-Hof (Maggenbauer), 2 halbe Höfe (Wirt und Schmidbauer) und 4 Viertelhöfe.
Neben dem Kloster Steingaden, zu dem allein 33 Anwesen freistiftig waren, übten nur die Klöster St. Ulrich und Hl. Kreuz in Augsburg (je ein Hof) und die Kirche Holzhausen (3 Anwesen) grundherrschaftliche Rechte im Ort aus.
Holzhausen galt nicht von ungefähr früher als ein schöner und reicher Ort, wozu viele Umstände beigetragen haben. Einmal war die durch den Ort ziehende Bundesstraße 12, für die 1960 eine Umgehung gebaut wurde, immer sauber; an der Straße stehen in vorbildlicher Ordnung die stattlichen Höfe mit gepflegten Vorgärten und reichem Blumenschmuck. Dazwischen plätschert der von Forellen belebte Ortsbach, der im östlichen Ortsteil in die ebenso fischreiche Singold mündet. Die gute Ackerlage hatte die Bauern schon 1911 veranlasst, jedes Feld wirtschaftlich zu nützen und die Flurbereinigung durchzuführen.
Eine wesentliche Veränderung und Vergrößerung des Ortes, nicht nur in der Einwohnerzahl, brachte 1911 die von der Wagnerschen Wohltätigkeitsstiftung errichtete Anstalt für schwachsinnige Mädchen. Als Magnusheim verdankt es seinen Namen dem Erbauer Magnus Niedermair, Stadtpfarrer in Dillingen. Die ehemalige Getreide- und Sägemühle des Klosters Steingaden wurde 1904 mit 160 Tagwerk von der Stiftung gekauft. Schon 1912 brannten 2 Stockwerke des neuen Baues ab, 1933 erfolgte eine Verlängerung der Gebäude für Kirche und weitere Schulklassen. 1939 diente das Haus fremden Zwecken, bis 1945 als Reservelazarett und bis 1947 als jüdisches Asyl. Seit 1948 konnte das Heim die segensreiche Arbeit in 4 Schulklassen und Pflegeabteilungen fortsetzen. Der Verwalter Klöck erhielt für 50-jährige Dienste das Bundesverdienstkreuz.
Eine rührige Raiffeisenkasse unter dem Vorsitzende Müller, sorgte für gemeinschaftliche Aufgaben. Die Gemeindekasse war immer gut gestellt, ohne den Bürger übermäßig beanspruchen zu müssen, denn der Rückhalt von 30 Tagwerk Gemeindewald war immer spürbar.
aus: Landrat Müller-Hahl, Bernhard - Heimatbuch Stadt- und Landkreis Landsberg a. Lech; Verlag für Behörden und Wirtschaft: R. Alfred Hoeppner, Assling-München; 1966
Holzhausen bei Buchloe - Wikipedia